Schlaflos in Südtirol

Hans Kammerlander

Schuld war das Essen. Jeden Abend gab es mehrere Gänge, das war ich einfach nicht gewohnt. Und so wälzte ich mich Nacht für Nacht mit einer Mischung aus Erschöpfung und Aufgeregtheit. Diese Wanderwoche entwickelte einen ganz eigenen Rhythmus, Frühstück um sieben, Start der Wanderung um acht, Rückkehr zum Hotel gegen vier, Sauna/Heubad/Entspannen bis sieben, dann das opulente Mehrgangmenü, das sich locker bis zehn hinzog. Nach drei Tagen war ich erkältet, das Heubad hatte mir den Rest gegeben. Oder das Bergabrennen.

Bergdohlen

Beneidenswert, dieser ruhige Bergschritt von Hans Kammerlander. Langsam, jeder Schritt sitzt, kein Stolpern oder Rutschen. Den Körper wiegt er dabei vor und zurück. So bestieg er zahllose Berge. Runterzu mag er es eher schneller, legendär sind seine Skiabfahrten vom Mount Everest und anderen Achttausendern. Dies merkte man ihm schon an, beim Abstieg forcierte er das Tempo, zwei von uns hielten mit. Es war nicht einfach an diesem regnerischen Tag, viele Steine waren nass und glitschig. Aber in diesem Moment war er voll in seinem Element und animierte uns weiterzurennen, das täte uns gut. Und so legte ich den Abstieg in kurzer Zeit zurück und musste unten lange auf den Rest der Gruppe warten.

Meine Theorie ist, dass man beim Rennen mit geringerer Wahrscheinlichkeit wegrutscht als beim langsamen Gehen. Man belastet den Untergrund vertikal, es gibt weniger Seitenkräfte, die das Ausrutschen begünstigen. Auf glitschigen Baumstämmen kann man das sehr gut trainieren. Wenn man senkrecht drauf tritt, funktioniert es, seitlich rutscht man weg. Außerdem benutze ich ja noch die Stöcke, so dass ich kleinere Ausrutscher abfangen kann. Auf jeden Fall verlangt das Bergabrennen ein hohes Maß an Konzentration.