Das Capa-Haus in Leipzig

Zur Nacht der Museen besuchte ich mit Freunden das Capa-Haus in der Jahnallee 61. Hier entstand im April 1945 ein bekanntes Kriegsfoto von Robert Capa: Last Man to Die.
Vor wenigen Tagen jährte sich das Kriegsende zum 80. Mal. Im Mittelpunkt stand dabei die Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation in Reims am 7. Mai und die Ratifizierung in Berlin-Karlshorst am 8./9. Mai. Für Leipzig endete der Krieg aber schon vorher, als amerikanische Truppen die Stadt vom 18. bis 20. April 1945 einnahmen. Dies bedeutete für viele Soldaten und Zivilisten den Tod. Deshalb ist Capas Foto so bedeutend, zeigt es doch dieses Einzelschicksal an einem Nebenkriegsschauplatz und macht so die alltägliche Brutalität des Krieges sichtbar.
Der Tote hieß Raymond J. Bowman und war 21 Jahre, als ihn auf dem Balkon eine Kugel traf. Im Dokumentarfilm, der im Capa-Haus gezeigt wurde, kam sein Kamerad Lehman Riggs zu Wort. Im hohen Alter machte er sich auf den Weg nach Leipzig, um seine Erinnerungen an diesen Moment zu teilen. Die Amerikaner waren aus dem Westen kommend auf dem Vormarsch, stießen aber immer wieder auf Widerstand. So auch an der Zeppelinbrücke. Deshalb wurden Bowman und Riggs, beides MG-Schützen, mit ihrem Maschinengewehr auf den Balkon beordert, um von dort Unterstützungsfeuer für den Vormarsch über die Brücke zu geben. Es war ein offener Balkon, Fotos von Capa vor dem tödlichen Schuss zeigen beide Schützen an ihrem MG. Sie wechselten sich ab, Riggs feuerte zuerst, dann war Bowman dran. Dabei traf ihn die Kugel im Gesicht, er war sofort tot.
Lange Zeit war die Identität des Toten unbekannt, erst 2011 wurde der Zeitzeuge Lehman Riggs ausfindig gemacht und interviewt. Zum Gedenken an Raymon J. Bowman wurde dann auch 2016 ein Teilstück der Lützener Str. in Bowmanstraße umbenannt.
Bildnachweis
Robert Capa mit Kamera, von Gerda Taro, Gemeinfrei, Wikimedia-Bildbeschreibung