Naturkundemuseum in Leipzig
Als Leipziger seit 2020 habe ich das Ziel, alle städtischen Museen mal von innen gesehen zu haben. Und es gab mit dem Naturkundemuseum ein Ziel, das ich immer wieder von außen gesehen habe, schließlich fahren am Gördelerring etliche Straßenbahnlinien vorbei. Heute betrat ich dieses altehrwürdige ehemalige Schulgebäude an der Lortzingstraße zum ersten Mal.
Die Dauerausstellung umfasst die Erdgeschichte, wobei eine alte Schautafel aus dem frühen 20. Jahrhundert verwendet wird, an einigen Stellen korrigiert um neuere Bezeichnungen und Erkenntnisse. Abgeleitet aus der Geschichte wird dann aber gut erklärt, was für die Gegend um Leipzig relevant ist, natürlich vor allem Braunkohleflöze. Wobei dieser Teil vermutlich zu DDR-Zeiten entstand und den Schulklassen die nahen Tagebauten erklären und näherbringen sollte.
Die Prachtstücke der Ausstellung sind aber die Tierpräparate von Herman ter Meer, der nur die Haut samt Fell benutzte und den Unterbau mit Holzgestellen, Maschendraht und Stangen so zurechtbaute, dass die Tiere in einer meist wachsamen Pose durchaus lebendig wirkten.
Anhand der Pappkisten war aber auch klar, dass das Naturkundemuseum ein neues Zuhause finden wird. Denn das derzeitige Domizil ist denkbar ungeeignet. Zum einen ist es ein altes, denkmalgeschütztes Gebäude, was bauliche Anpassungen in Richtung Barrierefreiheit äußerst schwierig macht. Außerdem sind die vielen Fenster nachteilig für den konservatorischen Anspruch eines Museums. Als neuer Standpunkt soll der ehemalige Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz dienen, ein ehemaliges Umformwerk. Dieses Vorhaben wird allerdings einige Millionen kosten, wobei Bund und Land mit 74 Millionen Euro den größten Teil übernehmen. Die hoffentlich finale Entscheidung dazu fällte der Stadrat vor wenigen Tagen am 21. November (siehe Leipziger Zeitung – Der Stadtrat tagte: Naturkundemuseum zieht in den ehemaligen Bowlingtreff).
Ich hoffe sehr, dass dieser Umzug der Anlass für eine gründliche Überarbeitung der Ausstellung ist, die etwas angestaubt und aus der Zeit gefallen wirkt. An einigen Stellen kann man sicherlich mit alten Schautafeln illustrieren, was sich so alles verändert hat, aber zum Standard sollte das nicht werden. Zur Relativierung muss ich die Sonderausstellung zum Thema Insekten aber loben, die durchaus modern und interaktiv gestaltet ist.