Max Frisch – Biografie: Ein Spiel
Die Biografie ist einer von mehreren Stück-Kandidaten für die nächste Dramateure-Produktion. Ich erinnere mich noch sehr positiv an die Neumarkt-Produktion vor einigen Jahren. Im kleinen Theatersaal in der Chorgasse spielten sie dieses Stück zu dritt, ich war hingerissen.
Um es vorwegzunehmen, ich finde es immer noch ein wahnsinnig spannendes Stück, auch nach erneuter Lektüre mit zeitlichen Abstand. Ein Mann, Kürmann, kann nach seinem Tod nochmal wichtige Entscheidungen seines Lebens ändern, mit den Mitteln des Theaters. Dem Buch vorangestellt ist ein Tschechow-Zitat, was diesen Traum formuliert.
Ich denke häufig; wie, wenn man das Leben noch einmal beginnen könnte, und zwar bei voller Erkenntnis? Wie, wenn das eine Leben, das man schon durchlebt hat, sozusagen ein erster Entwurf war, zu dem das zweite die Reinschrift bilden wird! Ein jeder von uns würde dann, so meine ich, bemüht sein, vor allem sich nicht selber zu wiederholen, zumindest würde er für sich selbst eine andere Lebensweise schaffen, er würde für sich eine solche Wohnung mit Blumen nehmen, mit einer Menge Licht … Ich habe eine Frau und zwei Mädchen, und meine Frau ist oft krank, und es gibt so viele Dinge, so vieles … je nun, wenn ich mein Leben von neuem beginnen sollte, so würde ich nicht heiraten … Nein, nein.
Seine zweite Frau Antoinette ist dabei, ein Regisseur und zwei Assistenten. Es beginnt an dem Abend, als er und Antoinette sich näher kamen, nach einer Überraschungsparty anlässlich seiner erlangten Professur sitzt sie in seiner Wohnung und geht nicht. Und er ist sich unschlüssig, soll er sie in seiner Biografie lassen oder nicht. Wie im Zitat begeht er aber die gleichen Fehler, mit minimalen Abweichungen. Man kann das verschieden interpretieren, ich fand es ein wenig düster, fast wie ein Plädoyer für Vorherbestimmung, die jedem Leben innewohnt und sich mit großer Trägheit manifestiert.
Aber schön ist die Wiederholung von Szenen mit dem Wissen, was passieren wird. So wie beim Theater, immer wieder überrascht sein, nicht wissen, was kommt. Theater ist somit Mittel und Thema dieses Stücks, schnell wechseln die Szenen aus Kürmanns Leben, der Kennenlern-Abend mit Antoinette, ein Gespräch mit einem kommunistischen Kollegen, eine Schneeballschlacht mit bösem Ausgang in der Kindheit, eine Affäre in den USA. Und all das mit einfachen, theatralischen Mitteln.