Samuel Beckett – Warten auf Godot
Ein anstrengendes Stück, meisterhaft inszeniert, aber es passiert halt einfach nichts. Estragon und Wladimir warten. Sie reden über dieses und jenes, schlagen die Zeit tot. Dann kommen zwei andere Leute, wobei der eine (Lucky) des anderen (Pozzo) Sklave zu sein scheint. Lucky schleppt eine Kiste mit Essen und einen Klappstuhl, trägt ein Halsband wie ein Hund und ist sichtlich am Rande seiner Kräfte. Er sagt nichts, bis zu dem Zeitpunkt, als er aufgefordert wird, zu “denken”. Dann bricht es los aus ihm, Gemeinplätze, Wiederholungen, Gedanken – nur mit Mühe können die beiden Wartenden (Estragon und Wladimir) ihn zu Boden werfen und dem Denken Einhalt gebieten. Dann gehen die beiden seltsamen Neuankömmlinge wieder. Vladimir und Estragon warten weiter. Auf der Bühne nur ein angedeuteter Baum, minimalistisch, alles andere würde bei dem Text auch befremdlich wirken. Das Stück wird getragen von den beiden Hauptdarstellern — den jüngeren kenne ich aus Amphitryon — von ihrem komödiantischen Talent. Sich einen Schuh ausziehen, damit unterhält Estragon (Ernst Stötzner) schon mal ein paar Minuten das Publikum.
Warten auf das Nichts. Godot kommt nicht, stattdessen kommt ein Junge, der jeden Abend von Neuem verängstigt sich nähert und seine Nachricht überbringt, dass Godot sich verspätet und erst am nächsten Abend kommen wird. Er erkennt die beiden nicht wieder, sie sind gefangen in einer Art Zeitschleife, auch der Ort spiegelt diese Gefangenheit, da es in beide Richtungen zu einem Abgrund geht. So treffen sie sich jeden Abend wieder, freuen sich, vertreiben die Zeit, spielen Wortspiele, schwelgen in Erinnerungen, nerven sich an. Eine Parabel auf das Leben aus Sicht der Existenzialisten, das immer wieder Gleiche, ohne Ausweg, ohne Sinn. Denn Godot, also die Person, auf die sie warten, kennen sie nicht, sie sind nicht einmal sicher, ob er überhaupt existiert.
Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ach ja.