Auftaktveranstaltung für Dialogverfahren zum Jahrtausendfeld
Etwas überraschend wurde in den letzten Wochen bekannt, dass es konkrete Bauabsichten für das Jahrtausendfeld in Leipzig-Lindenau gibt. In der jüngeren Vergangenheit, ich kann ja erst ab dem Jahr 2020 mitreden, waren keinerlei Bestrebungen erkennbar, auf dieser Fläche ein Bebauungsplanverfahren zu starten. Somit war eigentlich nicht zu erwarten, dass da in naher Zukunft die Bagger anrücken. Nun sieht es anders aus, es gibt konkrete Pläne und ein Dialogverfahren zur Vorbereitung des Bauleitplanverfahrens. Und so saß ich mit fast 100 anderen Menschen in der Grundschule an der Gießerstraße zur Auftaktveranstaltung dieses Dialogverfahrens.
Geschichte und baurechtliche Einordnung
Zuerst sprach Jens-Uwe Boldt vom Stadtplanungsamt. Die Geschichte dieses Areals reicht zurück ins 19. Jahrhundert, als Karl-Heine mit seinem Kanalprojekt den Leipziger Westen für Industrieansiedlungen erschloss. Auf dem Gelände des heutigen Jahrtausendfeldes ließ sich Rudolf Sack nieder und baute eine Fabrik für Landmaschinen.
Diese Fabrik wurde ab 1946 als VEB Leipziger Bodenbearbeitungsgeräte (BBG) fortgeführt. Nach der Wende wurden die alten Gebäude abgerissen, der Schutt in den Kellerräumen gelagert. Um das Jahr 2000 war Leipzig eine geschrumpfte Stadt, 1998 zählte man gerade mal 437.000 Einwohner. Insofern sah man sich nicht in der Lage, die Fläche zu kaufen, obwohl dies durch das städtische Vorkaufsrecht damals möglich gewesen wäre.
Grundsätzlich erlaubt das Baurecht eine Bebauung des Geländes, wenngleich aus Klimaerwägungen eine hohe Schutzwürdigkeit besteht. Zudem ist eine schulische und Sport-Nutzung vorgesehen seitens der Stadt (Flächennutzungsplan).
Einordnung des Schulamts
Das Schulamt hatte lange Zeit einen Schulneubau erwogen auf dem Jahrtausendfeld. Jedoch kam es nie wirklich zu einer Konkretisierung und mittlerweile ist das Verfahren für eine Standortentwicklung auf dem Areal beendet. Somit ist der Raum frei für andere schulische Träger.
Leipzig International School
Von der LIS waren die Direktorin und Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit vor Ort, außerdem sprach ein Schüler. Am aktuellen Campus in der Könneritzstraße gibt es eine rege Nachfrage, viele Interessierte müssen abgewiesen werden. Die Schule bietet eine mehrsprachige Ausbildung, die angelehnt ist am Sächsischen Lehrplan. Es gibt aber viele Wahlmodule, Projektarbeiten und eine individuelle Betreuung. Durch die große Zahl an Lehrkräften gibt es auch keinerlei Unterrichts-Ausfälle, ein paradiesischer Zustand im Vergleich mit vielen anderen Schulen.
Da die KiTa der LIS direkt gegenüber vom Jahrtausendfeld liegt, wäre eine Erweiterung dort natürlich sehr attraktiv. So könnnte der hohen Nachfrage begegnet werden und deutlich mehr Schüler aufgenommen.
Es gibt ein Schulgeld an der LIS, welches je nach Jahrgang bei 775-1130€ liegt. Das war dann auch ein kontroverser Punkt in der Diskussion, da die Schule eher gutverdienenden Eltern offen steht. Es gibt aber auch Ermäßigungen für 25% der Schüler:innen, was sich dann nach dem Einkommen der Eltern richtet.
Dialogverfahren
Das Dialogverfahren hat einen gewissen Freiraum, stellt jedoch die Nutzung durch die LIS nicht grundsätzlich in Frage. Stattdessen kann die genaue Anordnung der Gebäude und Flächen diskutiert werden.
Diskussion
Einige der Teilnehmenden (vor allem von DIE LINKE) waren mit der Entscheidung für die LIS grundsätzlich unzufrieden und wollten die Nutzung grundsätzlich neu verhandeln. Die LIS wurde als elitäres Projekt bezeichnet.
Vom Ökolöwen gab es Kritik wegen der momentan vorhandenen Grünfläche, die durch die Bebauung weicht. In dieser Ecke ist die Bebauung ohnehin sehr dicht und während der zu erwartenden heißen Sommer wird das unangenehm für alle Anwohner:innen.
Andere Teilnehmer hatten eher Sorge, dass noch mehr Eltern-Taxis früh die umliegenden Straßen blockieren. Dies ist bereits bei der angrenzenden Grundschule ein Thema (siehe Der Stadtrat tagte: Wie löst man das Verkehrschaos vor der Grundschule in der Gießerstraße?).
Andererseits ist die Klimawirkung einer nicht bewaldeten Brachfläche auch nicht so riesig, ein kleiner Wald wäre natürlich besser. Meine Hoffnung wäre aber, dass sich das auch auf einem Schulcampus realisieren ließe, schließlich braucht man für die geplanten offenen Sportplätze sicher auch ein bisschen Schatten.