7.7.2023

Beerdigung in Mittweida

Katholische Kirche in Mittweida

An einem sonnigen Freitag versammelte sich die Familie und andere Weggefährten, um den letzten Weg mit Richard Wazlawek zu gehen. In der Kirche, in der er so oft gewesen ist, fand ein Trauergottesdienst statt. Ich merke dann immer, wie vertraut mir der Ablauf der Messe ist, das Aufstehen und Hinsetzen, die Worte des Priesters und Antworten der Gemeinde.

In der Predigt ein Gedanke, den ich nicht unbedingt in einem katholischen Gotteshaus erwartet hätte. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion sei nicht so entscheidend, ob katholisch, evangelisch oder muslimisch. Entscheidend vielmehr die eigenen Worte und Taten, gottgefällig oder allgemeiner gesprochen gut zu den Armen und Hungrigen.

Danach versammelten wir uns am Friedhof in der Trauerhalle, wieder war der Priester da und sprach ein paar Worte. Es war ein langer Zug von Trauernden, die weit verzweigte Familie und auch einige Bekannte aus Mittweida. Das eigentliche Grab liegt unter Bäumen, eine Familiengrabstätte, in der nun neben Richard auch Maria und Raimund ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Türklinke in der Wohnung meiner Großeltern

In der Wohnung dann die vielen Menschen und zugleich die vielen Erinnerungen. Besonders die Türklinken mit ihrem hellen Klang werde ich nie vergessen. Seltsam, in dieser Wohnung zu sein ohne die Großeltern. Ein Abschied ist es auch von diesem Ort. Mittweida war ein Anker, wir waren nicht so oft dort, dafür war es zu weit, aber dennoch während meines ganzes Lebens immer das gleiche Haus, die Stufen hoch zur massiven Eingangstür, es war am Hang gebaut, thronte über der Kreuzung. Dann das Treppenhaus mit den immer Blumenmusterfliesen in Grün und Orange, die Briefkästen rechts, dann gleich links die Wohnungstür mit dem Schlitz zum Einwerfen des Mangelgeldes, ab und zu klingelten die Münzen von draußen herein. Im engen Korridor der uralte schwarze Lichtschalter mit einem weißen und einem roten Stift, die man abwechselnd drücken musste zum Ein- und Ausschalten.