Weniger Stau wagen
Der Neu- und Ausbau von Autobahnen ist eine beständige Forderung konservativer politischer Parteien, aktuell von der FDP am vehementesten vorgetragen. Und es erscheint auch naheliegend, dass mehr Autobahnen oder wahlweise mehr Autobahnspuren für weniger Staus sorgen könnten. Aber der wissenschaftliche Blick darauf offenbart ein ganz anderes Bild, wie aktuell der Podcast Autobahnen ausbauen - Können wir so Staus auflösen? von Quarks Daily zeigt.
Induzierter Verkehr
Der Effekt von neu- oder ausgebauten Autobahnen ist nach einer gewissen Anpassungszeit eine Steigerung von Verkehr (induzierter Verkehr). Das liegt daran, dass Menschen dann weiter und öfter fahren und sogar umziehen, zum Beispiel weiter raus. Und so ist das Maß an Staus und Stress nach wenigen Jahren genau groß wie vorher.
Das Umweltbundesamt erläutert in Determinanten der Verkehrsentstehung:
Von induziertem Verkehr ist dann zu sprechen, wenn durch den Bau oder Ausbau von Infrastruktur ein Verkehrszuwachs stattfindet, der ohne diese Maßnahme nicht stattgefunden hätte. Hier geht es um
- zusätzliche Fahrten zu neuen Zielen,
- häufigere Fahrten zu vorher schon angesteuerten Zielen,
- Veränderung der Zielwahl und
- Veränderung der Standortwahl.
Maßnahmen, die wirklich was bringen
Dabei sind andere Maßnahmen wesentlich effektiver, um Staus zu reduzieren:
- Bahnfahren attraktiver machen, siehe 9-Euro-Ticket
- Autobahn-Maut mit zeitabhängigen Tarifen, am teuersten zum Berufsverkehr
- Home-Office attraktiver machen, z.B. steuerlich
- Flächendeckendes Tempolimit, gleichmäßiger Verkehr führt zu weniger Abbremsen und damit weniger Stau