Völkerschlacht-Denkmal
Heute war die erste Einzelprobe zum Sommertheater der Eumeniden, der Probeort lag in Holzhausen, weit im Leipziger Osten. Es war im Prinzip eine Lese- und grobe Stellprobe von den drei kurzen Stücken, an denen ich beteiligt bin. Zwei sind Einakter von Anton Tschechow, das andere stammt von Guy de Maupassant. Es werden sehr kurzweilige und bei den Tschechow-Einaktern auch sehr lustige Stücke, soviel kann ich schon verraten. Aber jetzt heißt es Text lernen, damit zur nächsten Probe schon eine Szenenprobe möglich ist.
Um auch gleich eine sportliche Herausforderung einzubauen, legte ich die reichlich zehn Kilometer pro Strecke mit meinem geliebten Drahtesel zurück. Der Weg führte mich am Elsterbecken entlang, vorbei an der Rennbahn Scheibenholz, dann östlich auf großen Straßen mit Radwegen zum Völkerschlachtdenkmal. 1813 fand hier die bis dahin größte Feldschlacht statt, mehr als 500.000 Soldaten aus Frankreich, Preußen, Österreich, Russland, Schweden, Sachsen massakrierten sich mit Kanonen, Musketen, Bajonetten und Säbeln. Wobei die Mehrzahl gar nicht direkt bei den Kämpfen starb, sondern an Krankheiten, Wundbrand und Unterernährung. Eine Schussverletzung, die man heute gut behandeln könnte, bedeutete damals Amputation und hohe Todesgefahr.
Um die 4000 Sachsen kämpften auf Seiten Napoleons, wechselten dann aber am dritten Tag die Seiten, als sich die Niederlage der Franzosen abzeichnete, gemeinsam mit 500 württembergischen Reitern. Dies hatte auf den Gesamtverlauf keinen großen Einfluss, wurde aber als gesamtdeutscher Moment der Befreiung von Napoleon stilisiert. Und Sachsen verlor erhebliche Gebiete, da es zu lange auf der falschen Seite mitgekämpft hatte.
Leipzig war damals wesentlich kleiner, hatte um die 30.000 Einwohner. Die vielen sächsischen Dörfer, die damals erobert, zurückerobert und dabei ziemlich verwüstet wurden, gehören heute zum Stadtgebiet. Und sogar vor meiner Haustür in Lindenau gab es ein Gefecht, damals ein Dorf vor den Toren der Stadt und strategisch wichtig als Rückzugsroute.
Aber eigentlich würde ich mir momumentale Bauwerke eher für friedliche Ereignisse oder Herrscher wünschen. Vermutlich gibt es einige, die durch geschicktes Verhandeln Kriege verhindert haben und tausenden ihrer Untertanen das Leben gerettet haben. Aber hier wirkt wohl auch eine Art Präventionsparadox.