22.6.2005

Klavier spielen

E-Piano von Roland

Was bedeutet Virtuosität? Der erste Gedanke wäre wohl der, dass virtuose Bewegungen, schnelles Spiel, technisch brillantes Übersetzen, die Hände überall zugleich zu haben – dass dies alles Virtuosität an den schwarz-weißen Tasten ausmacht.

Aber das ist es nicht. Virtuosität bedeutet, einen Ton genau so anzuschlagen, dass er eine bestimmte Stimmung ausdrückt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, eine Taste zu drücken. Und im Zusammenhang einer Melodie genau die richtige Möglichkeit zu finden, diese eine Taste mit einer bestimmten Kraft, mit dem richtigen Schwung, mit dem richtigen Nachdruck zu betätigen, darin liegt das Geheimnis. Und dies zu tun, ohne darüber nachzudenken, es einfach im Gefühl zu haben, darin unterscheiden sich Amateure von Meistern.

Eigentlich ist es immer wieder das, woran ich zu arbeiten habe. Ich kann die Tasten in der richtigen Reihenfolge drücken, und im (einigermaßen) richtigen Tempo. Aber das ist nur Fassade, denn hinter jeden noch so komplexen Tabulatur verstecken sich ganz viele einzelne Töne. Und die gilt es zu spielen, richtig.

Vielleicht wäre es sinnvoller, mit einzelnen Tönen anzufangen, immer wieder das C zu spielen, den Ozean der Möglichkeiten, die in diesem einzelnen Ton sich verbergen, auszuloten. Und dann, nach einem Jahr, wenn man nur diesen einen Ton gespielt hat, immer wieder, beginnt man mit zwei Tönen, Tonfolgen, die man ganz langsam immer komplexer werden lässt. Aber dafür wäre ich wohl zu ungeduldig, ich brauche Erfolgserlebnisse, will Fortschritte sehen.