Richard Wazlawek (1927 – 2023)
Leider ist nun auch mein letzter Großvater Richard verstorben. Trotz seines hohen Alters kam es dann doch sehr abrupt, von einem Moment auf den anderen. Vor wenigen Wochen hatten wir uns noch getroffen, mit der ganzen Familie in Pegau, er war gut dabei, sang abends die Lieder, die wir immer singen. Noch fühlt es sich unwirklich an, dass er nicht mehr da ist.
Richard wurde vor 96 Jahren in Ketzelsdorf im Riesengebirge geboren, einem kleinen Ort im heutigen Tschechien (heute Kocléřov in der Gemeinde Vítězná). 1945 wurde er 18 und zum Kriegsdienst eingezogen. Nach einer kurzen frontnahen Ausbildung in Hamburg ging es an die kollabierende Westfront. Er wurde mehrmals beschossen, einmal schützte ihn nur sein Spaten vor einem Treffer am Hals. Als er dann nach vorn geschickt wurde, um die Amerikaner und Engländer aufzuhalten, hörte er auf die sich zurückziehenden deutschen Truppen, dass er da nichts mehr ausrichten könne. Er kam in Kriegsgefangenschaft, musste in einem belgischen Bergwerk arbeiten.
Nach seiner Freilassung kam er nach Mittweida bei Chemnitz, wo er bei der Kirche seine Frau kennenlernte und eine große Familie gründete, Stand heute sechs Kinder, neun Enkel und zwei Urenkel. Als Kind war ich regelmäßig dort, rutschte auf gelben Plaste-Ski den kleinen Hang am Schwanenteich runter, trank selbstgemachten Most aus Gartenfrüchten, bestaunte die Hasen dort und genoss den Garten. Das Haus dort in der Körnerstraße war eine Konstante, Zeit meines Lebens wohnten meine Großeltern und ein Onkel dort.