Dresden am Wochenende
Der Zug wird rattern, ich schlafen — hoffentlich. Zusammen mit fünf anderen Leuten im Abteil lege ich die vielen Kilometer zurück. Der Samstag ist schon verplant, Klettern bis zum Nachmittag, dann winkt die Kultur. Freunde wiedersehen, vertraute Gesichter, aber noch war ich nicht allzu lange fort, noch bin ich verbunden mit Dresden. Ein Monat Zürich — was soll ich erzählen? Es lässt sich ohnehin nicht in Worte fassen, wie ich auch damals nach dem Jahr in Amerika nicht so recht anzufangen wusste mit dem Erzählen, was ich erlebt hatte. Wie kann man diese andere Realität auch beschreiben?
Im Grunde kann man nur die Umstände schildern, die Arbeitsbedingungen, allgemein die Kollegen und Hausbewohner. Aber schon hier stößt man an die Grenzen, wie soll ich diese Menschen beschreiben, die zu einem Teil meines Alltages geworden sind? Wie dieses Lächeln, jenen Blick, die vielen Gespräche mit diesem Schweizer Akzent? Es fällt schwer, also verzeiht, wenn ich mich mit Andeutungen begnüge.
Es wird dauern, ehe ich Fuß gefasst habe, die vielen Freundschaften, welche ich in Dresden pflegte, waren eine einmalige Sache, die sich so schnell nicht wiederholen wird. Es ist so wenig Zeit an den Abenden und so viel an den Wochenenden — eine seltsame Kombination. Die Zeit streckt sich und dehnt sich — ganz nach Belieben. Der Zug verwandelt Zeit in Strecke, vielleicht kommt es mir deshalb immer so seltsam vor, wenn er stehen bleibt. Die Gleichung stimmt dann nicht mehr, es gibt einen Bruch in dieser fortwährenden Umwandlung.
Vielleicht ist auch nicht dieser Monat entscheidend, sondern die Aussicht darauf, wie ich in einem Jahr denken werde. Der eine Monat als Testlauf für die große Strecke, mit einigen Starthindernissen zwar, aber doch schon auf der gleichen Bahn, wie sie mich lange Zeit begleiten wird. Ich möchte dieser Bahn nicht ausgeliefert sein, möchte abschweifen, sie verlassen, andere Dinge kennen lernen. Abseits des täglichen Kreisels beginnt etwas anderes, das nur aus einem selbst erwächst. Es sind diese Dinge, die man nicht machen müsste, für die man sich anstrengen muss, immer wieder motivieren.
Wie dieses Weblog. Ich müsste es nicht schreiben. Ich könnte es einfach so lassen, wie es vor diesem Eintrag war. Aber ich tue es nicht. Ich schreibe. Denke. Ich äußere mich, offenbare einen Teil von mir und ihr lest das. Vielleicht antwortet ihr, was ihr nicht tätet, wenn ich diesen Eintrag nicht geschrieben hätte.